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ÖOC/GEPA Pictures

Top 10 für Michael Föttinger bei Olympia

Der Langläufer war bei den Olympischen Spiele in Peking mit dabei und konnte starke Leistungen abrufen. Im Folgenden spricht er über den bisherigen Saisonverlauf, die Vorbereitung bis zu Olympia, sowie über die Wettkämpfe und die Zeit in China.

Der Weg nach Peking

„Die Saison begann schon sehr gut. Ich hatte die Formplanung optimal getroffen und war pünktlich zum ersten Continentalcup in der Schweiz in Top-Form. Mit der 2. Qualifikationszeit war ich ganz vorne mit dabei. Leider hatte ich beim Start des Viertelfinale einen Stockbruch und hatte somit keine Chance aufs weiterkommen. Gleich darauf ging es nach Davos, wo der erste Weltcup der Saison anstand, jedoch machte mir dort eine Verkühlung einen Strich durch die Rechnung. Gerade erst genesen eine Woche später ging es dann zum Weltcup in Dresden, wo ich mich als 34. ganz knapp nicht für die Finalläufe qualifizierte. Das waren sehr bittere Wochen im Dezember, weil ich wusste mit dieser Form hätte ich ohne Krankheit bei beiden Weltcups sehr gute Chancen gehabt mich zu qualifizieren. Einzig positiv stimmte mich, dass das Training im Sommer und Herbst sehr gut war und die gute Form in der Saison sicher wieder zurückkommen werde. Auch meine Trainer machten mir Mut und sagten mir, dass eine Olympiaqualifikation sicher noch möglich ist.

Daraufhin wurde im Jänner noch ein Trainingsblock in Ramsau und auf der Tauplitz eingelegt um für die letzten Weltcups vor Olympia fit zu sein. Diese wurden dann abgesagt worauf mir mein Trainer mitteilte, dass ich aufgrund der guten Leistung vor der Verkühlung ihn überzeugt hatte und dass ich in Peking dabei sein würde. Nahezu im selben Moment bekam ich mein Testergebnis von PCR-Tests des Vortages: Positiv. Ich sah Olympia schon schwinden. Sofort reiste ich vom Trainingskurs auf der Tauplitz ab und begab mich zuhause in Quarantäne. Zum Glück hatte ich keine Symptome und steckte auch niemanden meiner Trainingskollegen an. Am 5. Tag konnte ich freigetestet wieder zur Trainingsgruppe auf die Tauplitz fahren und die Olympiavorbereitung mir leichter Verzögerung wieder fortsetzen. Der Form haben die 5 Tage daheim nicht wirklich geschadet, ich fühlte mich gut und war bereit für die Spiele. Danach ging alles sehr schnell, Einkleidung, Verabschiedung beim Bundespräsidenten und Reise mit dem ÖOC-Charter nach Peking.

Die Spiele

Angekommen im Olympischen Dorf von Zhangjiakou waren die ersten Tage dafür da, sich an alles zu gewöhnen, an die speziellen Hygienevorschriften, das Essen, die kalten Temperaturen und natürlich die Höhenlage, da die Wettkampfstrecken auf 1700 Meter lagen. Alles in allem kam ich mit den Umständen vor Ort ganz gut zurecht und fühlte mich bereit für meine Rennen. Als erstes stand für mich eine Skating Sprint auf dem Programm. Die Strecke war auch wegen der Höhenlage sehr anspruchsvoll, aber ich hatte schon auf ähnlichen Strecken gute Leistungen gezeigt und war positiv gestimmt. Mein Ziel war es die Top-30 zu erreichen und somit die Qualifikation für die Finalläufe zu schaffen.

Ich war sehr nervös vor dem Rennen, ich hatte so lange daraufhin gearbeitet und wollte eine gute Leistung zeigen. Leider bin ich für meine Verhältnisse ein bisschen zu schnell gestartet und musste dem Tempo in der zweite Rennhälfte Tribut zollen. Am Ende wurde es dann der 39. Platz und es fehlte knapp 2 Sekunden auf die Qualifikation. Ich wusste, dass die Leistung nicht schlecht war und ich gut in Form war, aber leider hat es an dem Tag nicht geklappt. Danach hieß es abschütteln und „Full Focus“ auf die nächste Chance im Teamsprint eine Woche darauf.

Der Teamsprint in der Klassischen Technik stand nun auf dem Programm, wo ich gemeinsam mit meinen Zimmerkollegen Benjamin Moser startete. Wir beide sind langjährige Trainingskollegen und Freunde und trainierten das ganze letzte Jahr gemeinsam. Zusammen haben wir uns auch hier die Qualifikation für das Finale als Ziel gesetzt. Wir wussten, es muss vieles zusammenpassen, damit das klappt, aber es war durchaus möglich. Wir waren beide gut in Form und fühlten uns bereit für den Fight bei -20° Celsius. In der Besprechung davor legten wir uns gemeinsam mit unseren Trainern die Taktik zurecht, möglichst viel im Windschatten zu laufen in den ersten zwei Runden, um Kraft für die letzte Runde zu sparen. Die Taktik ging voll auf und wir konnten uns am Ende auf Rang vier vorschieben, was ein fixe Final-Qualifikation bedeutet. Wir waren überglücklich. Dennoch stand nun das Finale auf dem Programm und wir durften nochmal alles geben. Die Pause zwischen die Läufen war sehr kurz, weil wir im zweiten Halbfinale vorher waren. Dadurch konnten wir uns nur sehr mäßig regenerieren und wussten, dass es jetzt schwer wird für uns mit den Besten der Welt mitzuhalten. Trotzdem versuchen wir alles und gaben alles was wir hatten.

Auch wenn es der 10. und letzte Platz im Finale wurde, bedeutet uns alleine der Einzug ins Finale die Welt. Wir haben in den letzten Jahren so hart gearbeitet, haben uns stetig weiterentwickelt und sind nun endlich auch belohnt worden. Für uns als Langläufer waren die letzten Jahre nicht einfach, immer wieder mussten wir bei Dopingskandalen zusehen, wie „vermeintliche Kollegen“ betrügen und den Langlaufsport in Österreich in ein schlechtes Licht rücken. Unser Erfolg macht mich deshalb umso stolzer. Wir haben gezeigt, dass man auch ohne Doping als Langläufer in Österreich Top-Platzierungen international erreichen kann. Vor allem für den Langlaufnachwuchs in Österreich wollen wir damit ein gutes Vorbild sein, damit sich in Zukunft wieder mehr Kinder für diesen tollen Sport begeistern.

Ich bin nun wieder gut zuhause angekommen und werde einen Trainingsblock einlegen bevor es zu den letzten Weltcupstationen nach Falun (Swe) geht. Dort will ich meine Leistungen aus Peking bestätigen und die Saison gut abschließen.“

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